Philipp Schurr
2. Juni 2023

Die SAP BTP einfach erklärt – Ihre Möglichkeiten und wie die Einführung gelingt

Die SAP Business Technology Plattform (BTP) ist eine einheitliche Innovationsplattform für das gesamte SAP-Ökosystem in der Cloud. Sie vereint Funktionen für die Anwendungsentwicklung und -integration, Datenanalysen, Automatisierung und KI in einer zentralen Umgebung. Sie ist das Fundament für Ihre IT-Projekte, das Sie stabil bauen müssen, um technische Schulden in Ihrem Unternehmen zu vermeiden.

In diesem Artikel führe Ich Sie in die neue Welt der SAP BTP ein und zeige Ihnen, wie Sie die Plattform als Fundament für Ihre Cloud nutzen können.

Vermeidung technischer Schulden 

Es gilt technische Schulden zu vermeiden, damit keine „Lücken“ im Fundament entstehen. So sollten Sie darauf achten, bei der Einführung eines Projektes alle Bereiche gleich zu beachten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass technische Schulden entstehen und die Auswirkungen erst zu einem späteren Zeitpunkt deutlich werden. Folgende Auswirkungen sind möglich: 

  • Die Plattform ist nicht für den Betrieb optimiert. Administratoren benötigen sehr viel Zeit, um Fehler zu analysieren und die Plattform manuell zu überwachen. 
  • Wirtschaftsprüfer finden kritische Sicherheitslücken, die im Nachhinein teuer korrigiert werden müssen.  
  • Es werden langfristige Lizenzverträge abgeschlossen, die keine Flexibilität und Einsparungen ermöglichen. 

Die Strategie der SAP BTP 

Die SAP BTP ist eine zentrale „Platform-as-a-Service“, auf der Sie verschiedene Applikationen nutzen oder entwickeln und Ihre Daten managen können. Im Gegensatz zur alten „On-Premises“ Welt kümmert sich die BTP als Service Provider um u.a. Ihr Betriebssystem, Ihre Server und Ihre Middleware. Sie können entweder eigene Applikationen auf der BTP entwickeln oder Sie nutzen SAP Services, die technisch auf der BTP laufen und sofort startbereit sind. 

Welche Möglichkeiten bietet die SAP BTP? 

Die Möglichkeiten der BTP-Services lassen sich in drei Kategorien einteilen: 

  1. Apps & DEV-Tools: Apps entwickeln und darauf zugreifen 
  2. Data Management: Daten speichern, verwalten und analysieren  
  3. Basis Dienste: Die BTP als Plattform administrieren und absichern 

Mit den Services der Kategorien 1 und 2 werden Usecases gebaut, also Anwendungen oder Lösungen, die der entsprechende Fachbereich später einsetzt. Die Basis Dienste hingegen dienen der Administration und Absicherung der Plattform. Der Administrator hat also die Aufgabe, die Plattform und ihre Daten zu verwalten, sodass die Applikationen fehlerfrei betrieben werden können. 

Die folgende Grafik gibt Ihnen einen Überblick über die „Intelligent Enterprise Suite“ als Fundament für alle SAP-Lösungen und Prozesse: 

Abbildung 1: Die BTP als Fundament der Cloud

Die SAP baut alle Lösungen und Prozesse auf Basis der BTP & ihrer Grundfunktionen auf. Diese lassen sich zusammenfassen als: 

  • User- & Identity-Management 
  • Einheitliche User-Experience 
  • Zentrales Datenmodell & Integration 
  • Integrierte, übergreifende Analysen 
  • Globale Administration & Verwaltung 

Die Grundfunktionen sorgen dafür, dass aus verschiedensten SAP-Lösungen in der Cloud oder On-Premise ein einheitlicher SAP-End-to-End-Prozess wird.  

Wie ist die BTP aufgebaut? 

Die BTP als geteilte „Platform-as-a-Service“ ist eine öffentliche Cloud-Plattform für alle SAP-Kunden. Jeder Kunde hat einen individuellen Bereich – den Global Account – auf dem Sie ihre Applikationen und Daten persönlich verwalten können. Die SAP stellt als Provider alles unterhalb dieses Bereichs zur Verfügung, z.B. Server, Netzwerk, Speicher oder Betriebssystem. In Ihrem Global Account haben Sie die Möglichkeit innerhalb von Subaccounts Ihre Plattform beliebig zu gestalten. Dort können Services und Tools für Anwender aus IT und Business aktiviert werden. Jeder Subaccount muss von einem Basis-Administrator individuell gepflegt werden und benötigt sein eigenes User-Management.  

Anbindung an andere Systeme 

Die Anbindung an die On-Premise-Landschaft erfolgt über den SAP-Cloud-Connector. Das ist ein Reverse-Proxy-Tunnel in Ihrer On-Premise-Welt für eine gesicherte Verbindung. Für eine einfache und problemlose Anbindung an andere Cloud-Lösungen benötigen Sie keinen zusätzlichen Cloud-Connector. Auch Identity Provider können mit der BTP angebunden werden. Sie bieten Identity Dienste an, wie z.B. zentrale Anmeldemasken, Single-Sign-On oder User-Provisionierungen.  

Cloud-Foundry als Betriebssystem der Subaccounts 

Neo, die ursprüngliche SAP-Umgebung, wird nicht mehr weiterentwickelt. Stattdessen gibt es heute die offene Cloud-Foundry Umgebung. Durch einen Open-Source Ansatz ist sie für nahezu jede Programmiersprache geöffnet und nutzbar. Zusätzlich haben Sie die Auswahl zwischen verschiedenen Hyperscalern – Amazon, Microsoft, Google und Alibaba. Das flexible „Pay-as-you-go“ Modell ermöglicht es Ihnen, lediglich die Dinge zu zahlen, die Sie benötigen. Der Umzug von Neo in die Cloud Foundry ist notwendig, damit Sie technische Schulden vermeiden können. Eine Migration dauert in der Regel 1-3 Monate. Starten Sie also heute neu und setzen Sie auf die Umgebung von Cloud Foundry mit vielen Innovationen.  

Erfolgreiche Usecases mit der SAP BTP 

Andere Unternehmen konnten durch die Einführung der SAP BTP bereits ihre Herausforderungen lösen und ihr Ziel erreichen. Zur Veranschaulichung stelle ich Ihnen zwei Beispiele vor:

Kunde 1: Bedarf an globalen Cloud-Apps für den Betrieb 

Ein Kunde aus der Lebensmittelbranche mit ca. 7800 Mitarbeitern kam auf die mindsquare AG zu, um mit unserer Hilfe globale Cloud-Apps für den Vertrieb einzusetzen. Er stand vor folgenden Herausforderungen:  

  • Die Preisfindungsprozesse im Vertrieb waren weder standardisiert noch digitalisiert 
  • Dadurch dauerte der Prozess mehrere Tage und bündelte sehr hohe Personalaufwände und -kosten 
  • Es wurden Apps benötigt, die verschiedenen Mitarbeitern weltweit zur Verfügung stehen 
  • Dafür mussten verschiedene Schnittstellen in Cloud- und On-Premises Systemen geschaffen werden 
  • Mit der vorhanden On-Premises IT-Landschaft ließen sich diese Anforderungen nicht erfüllen 

Daraufhin haben wir gemeinsam ein Konzeptionsprojekt gestartet. Unser Vorgehen beinhaltete die folgenden Schritte: 

  1. Anforderungsanalyse: Welche Anforderungen hat das Unternehmen? Welche IT-Landschaft und Tools sind bereits vorhanden? Welche Lösungsansätze sind möglich?
  2. Architektur: Entscheidung für eine „Make-or-Buy-Lösung? Empfehlung zur Eigenentwicklung auf BTP-Basis 
  3. Entwicklung: Einführung der SAP BTP als allgemeine Basis, Pilotierung der BTP Services, Entwicklung in einem Projekt über mehrere Monate 

Architektur der Lösung für eine globale Preisfindung 

Wir haben uns an den Fiori-Vorgaben orientiert und Oberflächen mit dem Business-Application Studio von der SAP BTP entwickelt. Mit Hilfe des Tools Workflow Service konnten wir auch Workflows in unsere Apps integrieren. Für Daten und Schnittstellen wurde eine API Layer in der Cloud benötigt. Mit dem SAP API Management konnten die Anwendungen, die auf den Endgeräten laufen, mit den Daten in der Cloud und im Backend verbunden werden. Um die Daten in der Cloud in einem skalierbaren Datenpool zwischenzuspeichern, haben wir außerdem eine Data Layer mit dem Hana DB Service geschaffen. So konnte eine hohe Performance sichergestellt werden. Zum Schluss erfolgte eine Integration in verschiedene Backend- und Cloudsysteme. Die SAP Cloud Integration ist z.B. eine geeignet Lösung für eine Integration in verschiedene Richtungen, mit der Folgeprozesse abgebildet werden können.  

Mehrwerte durch die BTP Services & Tools 

Der Kunde konnte durch die SAP BTP einige nützliche Benefits erreichen: 

  • Durch Entwicklung von SAP Fiori Apps mit der SAP BTP: Einheitliche User Experience und schnelle Entwicklung durch die Fiori Tools 
  • Durch Bereitstellung von Apps in der Cloud: Einsparung von IT-Kosten, schnelle Skalierbarkeit und höhere Verfügbarkeit 
  • Durch Integration mit Apps & Backend-Systemen via BTP Integration-Tools: Reduzierung der Entwicklungskosten und Betriebsaufwände für Schnittstellen  
  • Durch Speicherung der Applikationsdaten mit SAP HANA DB Service: Reduzierung von Wartungskosten, skalierbare Datenplattform, einfache Weiterverwendung der Daten 

Kunde 2: Dezentrale IT mit vielen Insellösungen 

Dieser Kunde aus der Chemieindustrie mit etwa 7000 Mitarbeitern stand vor der Herausforderung einer dezentralen IT mit vielen Insellösungen. Konkret bestand die Problematik aus folgenden Punkten: 

  • Große Konzernorganisation mit unabhängigen IT-Abteilungen 
  • Keine Synergien zwischen den IT-Abteilungen 
  • Statt zentraler wiederverwendbarer Lösungen hat jede Konzerneinheit für sich selbst gehandelt, z.B. gab es mehrere Gesellschaften, die sich jeweils selbst um die Themen Integration und Fiori gekümmert und seine eigenen Server aufgestellt haben 
  • Hohe IT-Kosten für mehrfach lizensierte Lösungen und fehlende Wiederverwendbarkeit im Konzern  

Daraufhin wurde ein Projekt zur Einführung von zentralen „Shared Services“ auf der SAP BTP gestartet. Die Lösung bestand aus der Veränderung verschiedener Prozesse: 

  • Die zentrale Konzern-IT bietet in einer zentralen BTP-Umgebung verschiedene Dienste für den Konzern an: Es gibt einen globalen Account mit den zentralen Konzernfunktionalitäten und Subaccounts 
  • Einführung eines zentralen Mitarbeiterportals für SAP- & non-SAP-Anwendungen mit SAP Build Workzone  
  • Konsolidierung der Schnittstellen in einer zentralen Integrationsplattform mit SAP Integration Suite  
  • Einheitliche Single Sign-On Anmeldung & User-Provisionierung mit SAP Cloud Identity Services 

Mehrwerte durch die BTP „Shared Services“ 

Durch die Einführung der „Shared Services“ von SAP BTP hat das Unternehmen folgende Vorteile erzielt: 

  • Durch eine zentrale BTP-Umgebung statt individuellen Cloud-Landschaften: Reduzierung der Wartungs- und Betriebskosten in der SAP Basis  
  • Durch Einführung eines allgemeinen, wiederverwendbaren „Integration-Layers“: Reduzierung der Integrationskosten um 30% in Entwicklung & Betrieb  
  • Durch Ablösung von vier dezentralen Mitarbeiterportalen: Einsparung von IT-Kosten & Vereinfachung der Administration  
  • Durch eine einheitliche Authentifizierung nach Konzernvorgaben: Erhöhung der IT-Security durch zuverlässige Benutzersperren & Multi-Faktor-Authentifizierung 

Was Sie bei der Einführung der SAP BTP beachten sollten 

Damit die Einführung der SAP BTP reibungslos abläuft, sollten Sie folgende Punkte beachten: 

  • Überlegen Sie sich vor Einführung eine zukunftssichere und flexible Subaccount-Architektur 
  • Legen Sie Ihre Anforderungen an die IT-Security für Cloudlösungen fest und integrieren Sie vorhandene Identity Management Prozesse 
  • Entscheiden Sie sich für ein zukunftssicheres Lizenzmodell, das Ihnen maximale Flexibilität bei optimaler Wirtschaftlichkeit bietet 

Sie haben die Auswahl zwischen den drei unterschiedlichen Preismodellen Pay-as-you-go, Abonnement oder Kontingente. Wenn Sie mehr über die Modelle erfahren wollen, kommen Sie gerne auf uns zu.  

Führen Sie die SAP BTP noch heute ein  

Mit Einführung der SAP BTP ergeben sich für Ihre SAP Landschaft neue technische Möglichkeiten in der Cloud. Sie können sowohl eigene Lösungen entwickeln als auch fertige SAP Services nutzen. Als Basisadministrator verwalten Sie die Lösungen und Services, Benutzer, Verbindungen und Lizenzen in privaten Subaccounts. Beachten Sie vor der Einführung, dass Sie einen klaren Plan zu Architektur, Sicherheit und Lizenzen definieren. Sollten Sie offene Fragen oder Anliegen haben, wenden Sie sich gerne an uns.

Philipp Schurr

Philipp Schurr

Ich helfe dabei, Integrationslösungen für Systemlandschaften nach dem aktuellen Stand der Technik einzuführen. Als Management & Technologieberater für Integration & Schnittstellen verbinde ich tiefgehende technische Expertise mit langjährigem Projektleitungs-Knowhow. Diese Kombination liefert mir die Grundlage, meine Kunden-Projekte zum Erfolg zu führen.

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