Ich sehe was, was du nicht siehst – Datenbrillen in der Industrie 4.0

VR-Brille

Immer mehr Unternehmensvorgänge werden digitalisiert, um einen effizienteren Arbeitsalltag zu gewährleisten. Den Kern der Industrie 4.0 stellt die Vernetzung der realen und virtuellen Welt dar, weswegen Datenbrillen eine immer größer werdende Rolle spielen.

Der klare Vorteil solcher Technologien liegt in der freihändigen Bedienung. Aber was genau können die digitalen Sehhilfen und in welchen Bereichen werden sie eingesetzt? Auf diese und weitere Fragen gehe ich in diesem Beitrag ein.

Brille tragen – trotz guter Sehkraft

Unsere Umwelt wird beim Tragen solcher Brillen um digitale Elemente erweitert oder sogar komplett virtuell dargestellt. Die digitalen Welten werden in Virtual Reality (VR), Mixed Reality (MR) oder Augmented Reality (AR) unterteilt. VR stellt eine computergenerierte Welt dar, in die der Träger einer VR-Brille vollständig eintaucht und von der Realität abgeschottet wird. Bei AR und MR wird die wahre Umgebung mit digitalen Elementen erweitert. Bei AR werden diese Elemente lediglich „auf die Umgebung gelegt“, während sie bei MR mit der wahren Umgebung interagieren. Für genauere Definitionen der Begriffe VR, MR und AR empfehle ich Ihnen unsere Knowhow-Seiten zu den Themen.

Glass Enterprise Edition 2 von Google

Abbildung 1: Glass Enterprise Edition 2 von Google (Quelle: Google)

Die Datenbrillen werden in folgende Kategorien unterteilt: Mobile VR, Full Feature VR, Smart Glasses und Next Generation AR/MR. Mobile VR verwenden Smartphones für das Display. Dafür werden die Smartphones an das Gerät angeschlossen, so dass das Display des Handys direkt vor den Augen des Trägers ist und ihm so die digitalen Inhalte anzeigen kann. Bei Full-Feature-VR-Brillen bilden Computer oder Spielekonsolen die Basis. Smart Glasses sowie Next Generation AR/MR gehören zu Augmented oder Mixed Reality. Während Smart Glasses die Umwelt um digitale Informationen erweitert (wie die Googles Glass in Abbildung 1), stellen Brillen der Next Generation AR/MR holographische Bilder dar, die zudem räumliche Tiefen und Objekte erkennen. Außerdem besitzen beide Brillenarten durchsichtige Gläser, die ein (fast) uneingeschränktes Sehfeld garantieren.

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Einblick in die Einsatzmöglichkeiten

Der Einsatz von Datenbrillen soll unter anderem die Mensch-Maschine-Interaktion effizienter gestalten. Dabei können die Brillen in den unterschiedlichsten Bereichen verwendet werden. Für einen Einblick in die Einsatzgebiete habe ich Ihnen folgende Beispiele zusammengefasst.

Schulungen

Neue Mitarbeiter nehmen mithilfe von VR-Brillen an Schulungen teil, ohne dabei vor Ort sein zu müssen. Dadurch verringern sich beispielsweise die Reisekosten. Auch Mitarbeiter, die schon länger im Unternehmen sind, profitieren von VR-Schulungen. Neue Vorgänge oder Abläufe können so dem Mitarbeiter vorgestellt werden.

Logistik

Auch der Arbeitsalltag im Lager soll durch Datenbrillen vereinfacht werden. Die Sehhilfe leitet Mitarbeiter Schritt für Schritt durch Kommissionierungsprozesse, also die Zusammenstellung der Aufträge im Warenlager. Es können noch viele weitere Arbeitsabläufe gestützt von einer Datenbrille durchgeführt werden, wie die Inventur oder auch das Retourenmanagement.

Produktentwicklung

Bei der Produktentwicklung ist die Herstellung eines Prototyps von wichtiger Bedeutung. Jedoch nimmt dies viel Zeit in Anspruch und meist fallen Fehler oder Verbesserungen erst bei der Herstellung des Prototyps auf. Dreidimensionale 360-Grad-Darstellungen neuer Produkte vereinfachen die Entwicklung. Vorschläge sowie die Fehlererkennung können an solch einem holographischen Bild einfacher und schneller überarbeitet werden. Da die Herstellung eines Prototyps entfällt, sparen Entwickler zudem auch Zeit ein.

Verkauf und Produktion

Die Verwendung von Datenbrillen verschafft eine schnellere und effizientere Produktion. Das Unternehmen thyssenkrupp Elevator verwendet die Mixed-Reality-Brille „HoloLens“ von Microsoft, um bei Kunden, die einen Treppenlift bestellen, die Treppen zu vermessen. Die Brille misst aber nicht nur die Treppe aus, sondern kreiert dazu direkt vor Ort die vorgeschlagene Lösung als holographische Anzeige. Dadurch sieht der Kunde das Produkt als dreidimensionales Bild an der eigenen Treppe. Die Produktion kann dann sofort per Knopfdruck aufgegeben werden. Die Zeit zwischen Aufmaß und Einbau verkürzt sich von 40-70 Tagen auf etwa zwei Wochen.

Ausmessung einer Treppe mit Datenbrille

Abbildung 2: Ausmessung einer Treppe mit Datenbrille (Quelle: thyssenkrupp Elevator)

Wartung und Reparatur

Bei der Wartung oder Reparatur können dem Mitarbeiter mithilfe einer Datenbrille wichtige Informationen direkt angezeigt werden. Dadurch fallen lästige auf Papier gedruckte Anleitungen sowie die Verwendung von mobilen Geräten weg. So kann der Mitarbeiter ungestört mit beiden Händen arbeiten, während ihm beispielsweise der Ablauf vor Augen gezeigt wird.

Distanz zu anderen Mitarbeitern spielt künftig keine Rolle, denn durch die Nutzung der Brille können Träger Experten kontaktieren und ihnen durch die integrierte Kamera ein Live-Bild des Problems anzeigen. Die Experten können nun das Problem genauer analysieren und den Mitarbeiter durch den Ablauf leiten.

Durch Datenbrillennutzung mit der Zeit gehen

Der Hype um Datenbrillen schwappt immer mehr von der Entertainment-Branche hin zu Unternehmen, denn die digitalen Sehhilfen sind auch in der Lage, die Industrie 4.0 in den unterschiedlichsten Bereichen zu unterstützen. Sie tragen unter anderem zur Zeit- sowie Kostenersparnis bei und sind in vielen unterschiedlichen Bereichen, wie Logistik oder Produktentwicklung, verwendbar. Haben Sie Interesse an der Nutzung von Datenbrillen? Wir bieten Ihnen unser kostenloses E-Book „Mixed Reality in der Industrie 4.0“ zum Download an.

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Tobias Feldherr

Tobias Feldherr

Als Management & Technologieberater im Bereich Mobility verbinde ich tiefgehende fachliche Expertise mit langjährigem Projektleitungs-Know-How. Diese Kombination liefert mir die Grundlage, meine Kunden-Projekte zum Erfolg zu führen. Gerne unterstütze ich Sie bei den Themen mobile Infrastrukturen und App-Entwicklung mit SAPUI5 oder Low-Code.

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2 Kommentare zu "Ich sehe was, was du nicht siehst – Datenbrillen in der Industrie 4.0"

Guten Tag Herr Schießl,

vielen Dank für diesen spannenden Beitrag.

In Ihrem Beitrag steht, dass Mitarbeiter mithilfe von VR-Brillen an Schulungen teilnehmen können. Fehlt hierbei dann nicht der persönliche Austausch? Wie kann ich mir das genau vorstellen?

MfG
Philipp Frei

Antworten
Tobias Schießl - 4. August 2020 | 09:36

Hallo Herr Frei,
ein guter Punkt, den Sie da ansprechen. Natürlich hat der persönliche Austausch und Kontakt viele Vorteile. Aus meiner Sicht sind VR-Brillen hier auch gar nicht als Ersatz zu sehen, sondern eher als wertvolle Ergänzung der vorhandenen Möglichkeiten. Damit meine ich: Wenn Sie eine Schulung persönlich durchführen können, ist das sicherlich eine gute Sache. Wenn es aber aufgrund von Reisezeiten oder in der aktuellen Lage aufgrund anderer Umstände nicht möglich sein sollte, dann können VR Brillen eine sinnvolle Alternative darstellen, die noch mehr Möglichkeiten bieten als beispielsweise reine Websessions oder Webinare.
Viele Grüße,
Tobias Schießl

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