Wareneingang im SAP-System optimieren: Nutzung einer aktiven Lagereinheitenverwaltung
Der Materialfluss in Unternehmen beginnt mit dem Wareneingang als Bestandteil des Materialwirtschaftsprozesses. Er ist sozusagen das erste Glied in der logistischen Kette und kann über verschiedene Optionen optimiert werden. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, welche Benefits der Einsatz einer Lagereinheitenverwaltung bietet, wie Sie den SAP Standard optimieren und mit welchen Maßnahmen Sie den gesamten Prozess mobilisieren können.
Was bedeutet Lagereinheitenverwaltung?
Mithilfe von Lagereinheiten (LE) können Sie Materialmengen pro Behälter oder Palette als zusammengehörige Einheit innerhalb eines Lagertyps verwalten. Es gibt homogene und inhomogene LEs. Homogene LEs umfassen ein Material bzw. eine Charge, während inhomogene LEs zwei oder mehrere unterschiedliche Materialien oder Chargen umfassen.
Welche Vorteile bieten Lagereinheiten?
- Optimierung der Lagerkapazität
- Steuerung des Materialflusses
- Informationen zu Material, Menge, Standort, Bewegungen
Welche Nachteile hat der Einsatz von Lagereinheiten?
- LEs gehen mit Verlagerung in die Fertigung und in die Warenausgangszone verloren (und müssen bei Rücklagerung neu gebildet werden)
- LEs können Fertigungs-/Prozessaufträgen nicht zugeordnet werden
- LEs erlauben keine Fertigungs-/Produktionsabrechnung
- LEs sind keine Verpackungsdaten zugeordnet
- LEs sind nicht für den Versand nutzbar
Welche Benefits der Wareneingang mit Lagereinheitenverwaltung bietet
Beim Wareneingang mit aktiver Lagereinheitenverwaltung liegt der Fokus darauf, eine bessere Lagerkapazitätsauslastung zu erreichen sowie den Materialfluss zu optimieren. In diesem Blogbeitrag fokussieren wir uns primär auf den Wareneingang fremdbeschaffter Waren zu einer entsprechenden Bestellung.
Dabei beziehen wir uns auf mobile Radio-Frequency-Apps, mit denen Sie über Hilfsmittel wie Scanner Materialbewegungen direkt im SAP-System erfassen können. In den Abbildungen 1 und 2 sehen Sie eine Übersicht der WE-Prozesse mit den dazugehörigen Bildschirmtransaktionen und den im SAP-Standard verfügbaren mobilen RF-Lösungen.
Welche mobile Unterstützung der SAP Standard bietet
Der SAP-Standard-Bereich bietet nur eine RF-Lösung, um den Prozess zu unterstützen – Transportaufträge quittieren. Dazu können Sie die mobilen Transaktionen LM03 und LM04 verwenden. Außerdem bietet die SAP die mobile Transaktion LM02 (Selektieren nach LE-Einlagerung) an, mit der Sie über die Lagereinheit (mithilfe eines Scanners oder manuell) bestimmen können, welcher Transportauftrag quittiert werden soll.
Wie Sie den SAP Standard optimieren
Um den SAP Standard zu optimieren, können Sie
- Formularanpassungen und
- Customizing-Einstellungen vornehmen.
Wie Sie den gesamten Prozess mobilisieren
Um den kompletten Prozess mit mobilen Transaktionen abzubilden, reicht eine Optimierung im Standard-Bereich nicht aus. Sie benötigen mindestens eine neue mobile Transaktion für die Palettierung und Transportauftragserstellung nach der WE-Buchung.
Beispiel: Fremdbeschaffte Waren im Warenlager bei aktiver LE-Verwaltung
In Abbildung 3 sehen Sie die Ablauforganisation für fremdbeschaffte Waren ohne und mit optimierter RF-Unterstützung bei aktiver LE-Verwaltung anhand eines Beispielunternehmens.
Welche mobilen Transaktionen Sie entwickeln sollten
Es zahlt sich aus, wenn Sie folgende Transaktionen entwickeln:
- Eine Transaktion, mit der Sie über den ausgedruckten Materialbeleg das Material in Lagereinheiten palettieren und gleichzeitig Transportaufträge für diese Lagereinheiten erstellen können, siehe ZZCL1 in Abb. 3. Die Funktion dieser Transaktion ist vergleichbar mit der Bildschirmtransaktion LT06 (Transportauftrag zum Materialbeleg anlegen).
- Eine Transaktion, mit der Sie die gebildeten Lagereinheiten vom I-Punkt-Lagertyp mobil in das Lager buchen können, siehe ZZCL2 in Abb. 3. Die Funktion dieser Transaktion ist vergleichbar mit der Bildschirmtransaktion LT09 (Transportauftrag zur Lagereinheit anlegen).
Wenn Sie für den vorgegebenen (externen) Nummernkreis vorgedruckte LE-Etiketten nutzen, entfällt der Druck von Transportaufträgen und LE-Etiketten sowie die Anpassung der jeweiligen Formulare, was System und Hardware entlastet. Stellen Sie unbedingt sicher, dass die Nummern sich nicht wiederholen und der Nummernkreis eingehalten wird.
Fazit
Der Fokus bei der Nutzung aktiver Lagereinheiten liegt darauf, bessere Lagerkapazitätsauslastung zu erreichen und den Materialfluss zu optimieren. Es gibt allerdings auch andere Wege, den Wareneingang zu gestalten, z. B. (1) den Wareneingang ohne Lagereinheitenverwaltung und Handling Unit Management und (2) den Wareneingang mit Handling Unit Management (zur Abbildung einer kompletten verpackungsgesteuerten Logistik).
Welche Variante besser zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passt, hängt von Ihrem individuellen Fall ab. Nicht jede App ist für jedes Unternehmen geeignet, denn Wareneingang ist nicht gleich Wareneingang. Er kann sich je nach Branche, Firmengröße usw. anders gestalten und somit stark von anderen unterscheiden.
Weitere Beiträge aus dieser Blogreihe finden Sie hier:
- Abläufe beim Wareneingang im SAP-System vereinfachen: Wareneingang ohne Lagereinheitenverwaltung
- Wareneingang im SAP-System optimieren: Verpackungsgesteuerte Logistik mit aktivem Handling Unit Management (HUM)
- Wareneingang im SAP-System optimieren: Wareneingang mit Handling Unit Management und Lagereinheitenverwaltung
Websession: Wareneingang optimieren
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