Tobias Feldherr
21. Mai 2020

1, 2 oder 3? Die verschiedenen Varianten der Mobile Apps

Der Begriff „App“ ist durch unseren täglichen Gebrauch von Smartphones geprägt. Für nahezu jede Lebenssituation gibt es scheinbar eine App, die uns weiterhilft. Dank ihnen können wir miteinander kommunizieren und uns überall zu jeder Zeit informieren. Doch App ist nicht gleich App.  

Mobile Apps werden grob in 3 Typen unterteilt: native Apps, Web-Apps und hybride Apps. Entscheidende Aspekte wie die Zielgruppe oder das Budget spielen bei der Entscheidung für die Entwicklung einer App eine wichtige Rolle. Dieser Beitrag erklärt Ihnen, wie sich die App-Varianten voneinander abgrenzen, was die jeweiligen Vor- und Nachteile sind und welche App zu welchem Anwendungsfall passt.

Native Apps – die Muttersprachler

Eine native App wird in der jeweiligen Entwicklungssprache eines Betriebssystems programmiert und ist somit an jedes Betriebssystem individuell angepasst. Denken Sie dabei beispielsweise an WhatsApp: Die App sieht bei iOS anders aus als bei Android. Abbildung 1 veranschaulicht den Vergleich zwischen Android (links) und iOS (rechts) ganz gut. Die Unterschiede kommen dadurch zustande, dass sich die Apps in den unterschiedlichen Betriebssystemen den jeweiligen Designs anpassen.

Android vs iPhone

Abb. 1: Unterschied im WhatsApp-Design von Android (links) und iOS (rechts).

Diese Anpassung des Designs löst beim Nutzer das Gefühl einer Vertrautheit aus. Abbildung 2 veranschaulicht die Ähnlichkeiten zu den Einstellungen bei WhatsApp in iOS und die allgemeinen Einstellungen in iOS – der Aufbau und vor allem der Look sind ziemlich identisch. Außerdem sorgen native Apps auch für eine gute Performance und User Experience, da sie auf die Hardware zugreifen. Das heißt, dass die App auch die Kamera oder das GPS mitverwenden kann und schneller reagiert als andere App-Typen. Auch die Installation von nativen Apps ist sehr einfach, da sie in den App-Stores zu finden sind und meist mit nur einem Klick heruntergeladen werden.

iPhone Whatsapp Setting

Abb. 2: WhatsApp-Einstellungen bei iOS (links) und iOS-Einstellungen (rechts).

Sie können native Apps auch im Offline-Modus verwenden – das liegt daran, dass die Anwendungen Datenbanken verwenden und auf zuvor geladene Daten zugreifen können. Beim Beispiel von WhatsApp können Nutzer die App auch ohne eine Internetverbindung öffnen und sich zum Beispiel einen Chat anschauen. Allerdings funktioniert die Zustellung von Nachrichten nicht – zumindest nicht, solange Sie offline sind. Sie können die Nachricht aber bereits abschicken. Sie wird zugestellt, sobald Sie sich wieder im Online-Modus befinden.

Obwohl native Apps dem Nutzer scheinbar alles Wichtige bieten, bringen sie auch Nachteile mit sich. Die größten Mankos sind der hohe Entwicklungsaufwand und die dadurch entstehenden Kosten. Da native Apps nur eine Sprache verstehen (nämlich die jeweilige Sprache des Betriebssystems), muss für jedes Betriebssystem eine eigene App entwickelt werden.

Web-Apps – Die optimierten Webseiten

Ungleich nativer Apps sind Web-Apps plattformunabhängig – sie werden also nicht in der jeweiligen Entwicklungssprache der Betriebssysteme programmiert. Für die Verwendung benötigen Web-Apps einen klassischen Webbrowser wie Firefox. Da Web-Apps plattformübergreifend sind, entstehen für die Entwicklung geringere Kosten und weniger Aufwand, da nicht für jedes Betriebssystem eine eigene App entwickelt werden muss. Web-Apps laufen in jedem Browser und funktionieren auf allen Plattformen sowie auf jedem Gerät. Sie sprechen somit Desktop- und mobile Nutzer gleichermaßen an. Sie haben außerdem ein einheitliches Design, das auf jedem Gerät und Betriebssystem gleich bleibt.

Die Google-Suche gehört zu den wohl bekanntesten Web-Apps. Sie funktioniert auf jedem Betriebssystem. Ob auf dem Handy, Tablet oder Laptop – die Google-Suche ist auf jedem Gerät mit einem Browser funktionsfähig.

Durch die Verwendung eines Internet-Browsers fällt jedoch der Offline-Modus bei den meisten Web-Apps weg. Nutzer können außerdem schnell das Gefühl bekommen, dass die App nicht ganz „glatt läuft“ wie eine native App. Wenn Sie beispielsweise Amazon über Ihren Webbrowser auf dem Smartphone nutzen, reagiert die Seite möglichweise nicht so schnell wie sie es in der App tut. Web-Apps können außerdem nicht im App-Store heruntergeladen werden, weswegen sie für den Nutzer schwieriger zu finden sind und somit eine kleinere Reichweite besitzen.

Hybride Apps – Best of Both Worlds

Wie der Name es schon verrät, sind hybride Apps eine Mischung aus nativen Apps und Web-Apps. Hybride Apps sind der Versuch, die positiven Aspekte der beiden App-Typen miteinander zu vereinen. Sie werden nicht für bestimmte Betriebssysteme entwickelt, sondern ähnlich wie Web-Apps allgemein für alle Betriebssysteme programmiert, indem sie einen „eigenen“ Browser verwenden. Hybride Apps sind ebenfalls im App Store zu finden.

Die Social-Media-Plattform Instagram ist beispielsweise eine hybride App. Sie können Instagram entweder über eine App auf Ihrem Smartphone öffnen oder auch ganz klassisch über den Webbrowser. Und hier dann natürlich auch ganz einfach über den Laptop. Dadurch erhöht sich die erreichbare Nutzeranzahl. Vielleicht ist Ihnen schon bei der Verwendung der App aufgefallen, dass bei dem Klicken eines Links nicht der Browser separat geöffnet, sondern in der App eine Art Browser aufgerufen wird (Abb. 3). Dies funktioniert durch den zuvor erwähnten „eigenen“ Browser.

Screenshots Instagram

Abb. 3: Links bei Instagram öffnen

Hybride Apps werden als Browser-Anwendungen angesehen, die sich jedoch an die verschiedenen Designs der Betriebssysteme anpassen. Nutzer haben somit das gleiche Gefühl wie bei einer nativen App. Hybride Apps benötigen auch keine Internetverbindung. Wie beim WhatsApp-Beispiel schon erläutert, können Nutzer auf zuvor geladene Daten zurückgreifen. Sie haben außerdem Zugriff auf Gerätefunktionen wie die Kamera und das GPS.

Da hybride Apps mit Browsern arbeiten, kann es zwischendurch zu Verzögerungen der Ladezeiten kommen, was auch als eine schlechtere Performance angesehen werden kann. Dadurch, dass hybride Apps allgemein für alle Plattformen programmiert werden, passen sie sich den Designs der Betriebssysteme nicht vollständig an. Nutzer haben somit bei der Verwendung nicht das gleiche Gefühl wie bei einer nativen App.

Wie finden Sie nun den richtigen Typen für Ihre App?

Die Qual der Wahl: Welcher App-Typ ist der richtige für Ihre App? Bei der Entscheidung stellen die Ausgangssituation und das Ziel Ihrer App wichtige Aspekte dar. Im Folgenden habe ich Ausgangssituationen und Ziele dargestellt, die Ihnen bei der Entscheidung weiterhelfen können.

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Entwicklungskosten: Bei einem geringen Budget müssen Sie sich zunächst fragen, wie groß Ihre Reichweite sein soll. Wenn Sie beispielsweise eine interne App für ein Unternehmen entwickeln wollen, das nur mit iOS arbeitet, reicht eine native App. Wenn Sie aber mehr Leute erreichen wollen und die App auf jeder Plattform zu finden sein soll, sind Web-Apps oder hybride Apps kostengünstiger.

Zeitmangel: Ihnen rennt die Zeit davon und Sie wollen so schnell wie möglich Ihre App auf den Markt bringen? Dann ist eine Web-App die beste Lösung. Die Entwicklung dauert im Vergleich zu den anderen App-Typen nicht so lange und kann Ihnen mehr Zeit einsparen.

Performance: Wenn Sie einen hohen Anspruch an Ihre App haben und sie gut performen soll, ist eine native App der beste App-Typ für Sie. Die Entwicklungskosten sind höher als bei den anderen App-Typen, jedoch ist die Performance einer nativen App unschlagbar. Native Apps greifen auf die Funktionen des Betriebssystems sehr gut und beinahe uneingeschränkt zu. Außerdem ist die Geschwindigkeit einer nativen App besser als bei den anderen beiden Varianten.

Erreichbarkeit: Ist Ihre App eine reine Informationsquelle für Nutzer? So ist eine Web-App die beste Lösung. Native und hybride Apps müssen zunächst im App-Store heruntergeladen werden, während Web-Apps einfach über einen Browser verwendet werden können. Nutzer müssen eine Web-App somit nicht erst herunterladen, um sie verwenden zu können.

Entscheidungssache

Ob native App, hybride App oder Web-App – jede App hat ihre Vor- und Nachteile, die bei der Entscheidung nicht außer Acht gelassen werden sollen. Wie ich es im Absatz zuvor beschrieben habe, spielen die Ausgangssituation und das Ziel einer App die größte Rolle. Um Ihnen bei der Entscheidung zu helfen, bieten wir Ihnen eine unverbindliche Beratung an. Kontaktieren Sie mich, damit wir gemeinsam über die passende App sprechen können.

Tobias Feldherr

Tobias Feldherr

Als Management & Technologieberater im Bereich Mobility verbinde ich tiefgehende fachliche Expertise mit langjährigem Projektleitungs-Know-How. Diese Kombination liefert mir die Grundlage, meine Kunden-Projekte zum Erfolg zu führen. Gerne unterstütze ich Sie bei den Themen mobile Infrastrukturen und App-Entwicklung mit SAPUI5 oder Low-Code.

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