Lizenzhölle | Perspektive SAP IT – Juni 2023
Es gibt Parallelen zwischen der dunklen Welt des Action-Rollenspiels Diablo IV und den Zeiten, in denen man noch selbst die Infrastruktur-Verkabelung im Rechenzentrum gemacht hat. Das ist aber immer noch harmloser als die frisch entwickelten Softwarelizenz-Modelle einiger Anbieter im SAP Software-Ökosystem.
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Kabel-Dungeon
Wenn Sie dieser Tage von höllengebunden hören oder lesen, ist damit nicht unbedingt die fehlende Klimatisierung im Regionalexpress gemeint. Sondern es geht wahrscheinlich um den neuen Teil von Blizzards Action-Rollenspiel Diablo für PC und Konsole. Es ist schwer zu beschreiben, was die Faszination von einem Hack & Slay-Spiel wie Diablo IV ausmacht. Die Aufgabe ist kurz zusammengefasst: Das Böse mit Schwert oder Zauberstab aus der Welt fegen, während man durch finstere dunkle Höhlen wandert und nebenbei Schätze einsammelt.
Als ich noch als Admin im Rechenzentrum gearbeitet habe, war das sozusagen ein normaler Tag im Zwischenboden. Das Böse waren Knickstellen in der Glasfaser-Verkabelung der Server-Schränke und Schätze waren heimlich gelagerte Kühlgetränke. SAP-Ausfälle hatten dann trotz Seltenheit oft Gespräche mit der Geschäftsführung zur Folge – der Bosskampf sozusagen.
Irgendetwas bezahlen, bis ans Ende aller Tage
Blizzard hat bei Diablo IV einen Hit gelandet, der kommerziell schon jetzt erfolgreich sein dürfte. Und hat dabei trotz Kritik an dem für PC-Spiele unüblich hohen Verkaufspreis einen vergleichsweise altmodischen Weg eingeschlagen: Umsatz durch Vollpreis-Lizenzverkauf. Während viele Spiele bereits auf Freemium-Modelle gewechselt, also kostenlos anspielbar, aber oft nur mit Geld zu gewinnen sind, kann Diablo IV klassisch gekauft und dann voll gespielt werden. Wobei fairerweise bisher nicht offengelegt wurde, was der Shop mit kosmetischen Upgrades so einbringt. Dort kann man sich immerhin einen Gespensterfürst-Skin für 25€ kaufen.
Dagegen beobachten wir gerade im Software-Ökosystem SAP eine Veränderung. Nicht zum Freemium, nein, kostenlos gibt es da eher nichts. Aber mit einer „einfachen“ Userbasierten Lizenzzahlung funktioniert es eben auch nicht mehr. SAP ist vorangegangen mit dem SAP Forms Service by Adobe, der auf der SAP Business Technology Platform betrieben den On-Premise Adobe Document Service beerben sollen. Allerdings auch mit geändertem Lizenzmodell – was vorher mit enthalten war, ist zukünftig Pay-per-Use. Was sich vom Preis sicherlich nicht aus den einfachen Kosten von CPU- und Memory-Verbrauch ableitet.
Und so etwas hören wir mehrfach von frustrierten Drittanbieter-Kunden, zum Beispiel bei Lösungen zum Versenden von E-Mails aus SAP. Es gibt einige Drittanbieter von SAP Software, die ihre Software zukünftig nur noch in der Cloud und nur noch als Pay-per-Use-Lizenz bereitstellen.
Fairer wäre ein Limit
Was erstmal wie ein Win-Win wirkt (nur so viel bezahlen, wie ich nutze), erzeugt eine ziemliche Planungsunsicherheit im IT-Budget. Was ist mit saisonalen Schwankungen bei der Nutzung, was ist mit Konfigurationsfehlern und was, wenn ich aus bestimmten Gründen überhaupt keine externen Cloud-Services einbinden kann? Einer der Cloud-Services, die wir schon lange bei uns einsetzen, ist Salesforce. Und hier ist die Balance zwischen fairer Nutzung von geteilten Cloud-Ressourcen und Preisplanbarkeit mit API-limits erreicht worden. Ich habe in meinem Lizenztyp eine bestimmte Anzahl an API-Aufrufen pro Tag frei, brauche ich über alle User mehr, zahle ich dafür einen höheren Preis pro User und Monat.
An dieser Stelle deshalb mein Appell an die lieben Kolleginnen und Kollegen im Software-Ökosystem von SAP: Wenn ihr in die Cloud gehen wollt oder müsst, findet einen Weg, das auch kalkulierbar und fair für alle zu machen. Denn wenn ich demnächst für Kunden oder für uns selbst nicht nur Excel, sondern auch noch Power BI für die Cloud-Kosten-Prognose nutzen muss, robbe ich lieber wieder mit Taschenlampe und Messgerät durch den Zwischenboden und suche abgenickte Kabel.
Herzliche Grüße
Tobias Harmes
PS: SAP hat jetzt das offizielle Support-Ende der NEO Cloud-Platform auf den 31.12.2028 angekündigt, bis dahin müssen alle auf die SAP BTP bzw. die Cloud Foundry-Umgebung umgestellt sein. Wer jetzt auf Cloud Foundry umsteigt, kann sich einige Herausforderungen in der Benutzer- und Berechtigungsverwaltung sparen, dafür empfehle ich das Webinar von meinem Kollegen Philipp Schurr.
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