Tobias Feldherr
9. Januar 2024

Google AppSheet

Für Unternehmen gehört es heute zu den wichtigen Herausforderungen, Anwendungen für Web und Mobile schnell umsetzen zu können. Dazu ist es teilweise notwendig, auch Mitarbeiter ohne Programmierkenntnisse einzubeziehen. Eine dafür passende Entwicklungsplattform mit passendem No-Code-Ansatz bietet Google jetzt mit AppSheet an. Seit Google das Produkt im Jahr 2020 übernommen hat, arbeitet das Unternehmen an dessen Integration mit Document AI. Das Ergebnis ist ein leistungsfähiges Werkzeug für die App-Entwicklung und Automatisierung von Geschäftsprozessen.


Was ist Google AppSheet?

AppSheet ist eine Plattform für die App-Entwicklung im Geschäftsbereich. Sie basiert auf dem No-Code-Ansatz und setzt daher bei den Nutzern keinerlei Programmierkenntnisse voraus. Damit richtet sich das Angebot an sogenannte Citizen-Entwickler. Diese bringen verschiedene Fachkenntnisse aus ihren jeweiligen Abteilungen mit, ohne gleichzeitig über einen IT-Hintergrund zu verfügen. Per AppSheet-Plattform können sie trotzdem selbstständig Apps entwickeln zum Beispiel für Desktop oder Mobile. Möglich ist natürlich auch ein Zusammenwirken von Programmierern und IT-Laien.

Grundsätzlich soll es mithilfe der Plattform möglich sein, strukturierte Daten aus unstrukturierten Dokumenten zu extrahieren. Für die intelligente Datenerfassung stützt sich der Service stark auf KI-Funktionen und das maschinelle Lernen. Die Daten können zum Beispiel aus Zeichnungen und Bildern stammen, GPS-Standorte umfassen oder auch Barcode-Scans. Diese Aufgabe lässt sich automatisieren und damit effizienter erledigen. Unternehmen erhalten Zugang zu einem mächtigen Werkzeug für die Erstellung und Erweiterung ihrer Anwendungen und das mithilfe aller Mitarbeiter innerhalb der Organisation.

Google AppSheet

Funktionsweise und Architektur Google AppSheet | Quelle: Google

Der typische Einstieg in die Arbeit mit der AppSheet-Plattform sieht die Verknüpfung mit den Daten vor, die für die Umsetzung der Anwendung erforderlich sind. Konnektoren stehen für eine Vielzahl von Quellen wie zum Beispiel die Google-Tabellen zur Verfügung. Im AppSheet-Editor sieht der Nutzer, welche Daten aktuell verbunden sind und kann weitere Verknüpfungen vornehmen. Auf der rechten Seite befindet sich dabei eine Live-Vorschau der aktuellen App.

Nach der Verknüpfung und Organisation der Daten kann der Nutzer Formulare sowie Ansichten für diese Formulare zu seiner Anwendung hinzufügen. Das geschieht alles ebenfalls über den AppSheet-Editor. Die Ansichten lassen sich dabei als eine Art Website für Apps auffassen. Für die Visualisierung der Daten stehen weiterhin Grafiken und Diagramme zur Verfügung, die sich ebenfalls einbinden lassen. Auf diese Weise kann der Nutzer schnell interaktive Dashboards erstellen. Das ist zum Beispiel nützlich im Rahmen von Gesundheits-Apps, die dem Anwender seinen Trainingserfolg darstellen sollen. Die Zusammenstellung der Ansichten und Programmabläufe erfolgt dabei per Drag-and-Drop. Alle Komponenten sind für den Nutzer bereits im visuellen Editor für die direkte Verwendung vorbereitet.

Technische Eigenschaften

Zu den wichtigsten Eigenschaften der AppSheet-Plattform gehört die Verbindung mit Googles Document AI. Diese Plattform stellt die Funktionen zur Verfügung, die für die Automatisierung der Dateneingaben erforderlich sind. Hier kommt eine generative KI zum Einsatz, die auch bei der Klassifizierung und Aufteilung von Dokumenten hilft. Unstrukturierte Daten sollen dabei keine Hürde darstellen. Document AI verfügt über eine API, über die sich die verschiedenen Parser, Tools und ML-Modelle nutzen lassen.

Vorteile

Die AppSheet-Plattform bietet ihren Nutzern eine ganze Reihe von Vorteilen. Die folgenden gehören dabei zu den wichtigsten und sollten bei einer Evaluierung des Produkts Berücksichtigung finden:

  • Einbindung vielfältiger Datenquellen: Zu den Stärken der Plattform zählt, dass sie mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Datenquellen umgehen kann. Dazu gehören insbesondere die unstrukturierten Daten. Diese lassen sich aus Dokumenten automatisch extrahieren.
  • Reduzierter manueller Arbeitsaufwand: Mithilfe von Document AI lassen sich viele Arbeitsabläufe automatisieren. Das entlastet die Mitarbeiter von sich häufig wiederholenden Aufgaben und setzt personelle Ressourcen frei.
  • Verringerung der Fehleranfälligkeit: Sobald Abläufe automatisiert sind, treten damit zusammenhängende Fehler seltener auf. Durch die Ausschaltung des menschlichen Faktors steigt die Präzision der Arbeitsprozesse.
  • Kein Programmieraufwand: Die App-Entwicklung kann auch ohne die Einbindung von IT-Fachkräften erfolgen. Dafür sorgt eine konsequente Umsetzung des No-Code-Ansatzes. Damit ist es prinzipiell möglich, Mitarbeiter aus sämtlichen Abteilungen für die Entwicklung von Anwendungen zu gewinnen.

Nachteile

Bei den Nachteilen lässt sich bisher nur aufführen, dass noch immer Integrationen für wichtige externe Datenquellen fehlen. Zu nennen wäre hier zum Beispiel Gmail. Das kann sich aber durch eine Weiterentwicklung der Plattform schnell ändern.

Fazit

Die AppSheet-Plattform bindet alle Mitarbeiter im Unternehmen in die heute so wichtige App-Entwicklung ein. Programmierkenntnisse sollen endgültig nicht mehr erforderlich sein. Damit bewegt sich das Angebot konsequent vom Low-Code hin zu einem No-Code, das diese Bezeichnung verdient. Besonders interessant sind dabei die Möglichkeiten für die Automatisierung, die dank der Nutzung von KI möglich sind. Zudem erweitert Google laufend die Anbindungsmöglichkeiten für externe Datenquellen. So waren ab dem Start der frühesten öffentlich zugänglichen Testphase bereits Unterstützungen für AWS DynamoDB, Dropbox und MySQL sowie Salesforce vorhanden. Mittlerweile lassen sich Daten aber auch direkt aus Google Sheets und Google Drive einbinden. Außerdem stellt Google in Aussicht, dass irgendwann Gmail hinzukommen könnte. Die Anwender können also davon ausgehen, dass sie die Plattform in Zukunft in einer Vielzahl weiterer IT-Umgebungen sinnvoll nutzen können.

FAQs09

Benötigt AppSheet wirklich keinerlei Coding-Kenntnisse?

Ja, AppSheet erfordert tatsächlich keine Programmierkenntnisse. Die Plattform basiert auf einem No-Code-Ansatz und ermöglicht es Nutzern, durch intuitive Tools wie Drag-and-Drop, Anwendungen selbstständig zu entwickeln, auch ohne IT-Hintergrund.

Wie viele Nutzer können gleichzeitig kostenlos in AppSheet zusammenarbeiten?

Die Anzahl der Nutzer, die gleichzeitig kostenlos in AppSheet arbeiten können, hängt von der spezifischen Lizenzvereinbarung und dem Plan ab, den ein Unternehmen gewählt hat. Es ist ratsam, sich direkt bei Google nach den neuesten Informationen zu den kostenlosen Nutzungsbedingungen zu erkundigen, da sich diese je nach Angebot ändern können.

Brauche ich einen Gmail oder einen Google Workspace Account, um mit AppSheet zu arbeiten?

Ein Google Workspace Account ist nicht zwingend erforderlich, um AppSheet zu nutzen, aber er erleichtert die Integration und Nutzung von Google-Diensten wie Google Sheets und Google Drive. AppSheet unterstützt auch andere Datenquellen, doch für eine optimale Nutzung und Integration innerhalb des Google-Ökosystems ist ein Google Account vorteilhaft.

Tobias Feldherr

Tobias Feldherr

Als Management & Technologieberater im Bereich Mobility verbinde ich tiefgehende fachliche Expertise mit langjährigem Projektleitungs-Know-How. Diese Kombination liefert mir die Grundlage, meine Kunden-Projekte zum Erfolg zu führen. Gerne unterstütze ich Sie bei den Themen mobile Infrastrukturen und App-Entwicklung mit SAPUI5 oder Low-Code.

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