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Citizen Development
Inhaltsverzeichnis
Einsatzbereiche des Citizen Developer
Wer Prozesse mit einem hohen Anteil an manuellen Arbeitsschritten einsetzt, muss dabei in der Regel mit einer höheren Fehleranfälligkeit und Kosten leben. Daraus ergibt sich ein hoher Bedarf an Automatisierungen im Unternehmen. Dieser Bedarf wird durch Citizen Developer gedeckt, indem diese Anwendungen für automatische Prozesse entwickeln. In diesem Zusammenhang spielen die beiden Programmieransätze Low-Code und No-Code eine wichtige Rolle.
Grundsätzlich hilft der Citizen Developer damit Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation.
Der deutsche Begriff für Mitarbeiter in dieser Position lautet so viel wie Fachbereichsentwickler. Damit ist die Anwendungsentwicklung für einen bestimmten Fachbereich innerhalb des Unternehmens gemeint. Damit das in der Praxis funktionieren kann, bekommt der Citizen Developer eine Entwicklungsumgebung zur Verfügung gestellt. An nächster Stelle fällt dann die Entscheidung, ob die Arbeit im Rahmen von Low-Code oder No-Code erfolgen soll. Low-Coding erfordert einen geringen Teil an echter Prorammierarbeit, während No-Code auf einer rein visuellen Appentwicklung mittels WYSIWYG (What You See Is What You Get)-Editor basiert.
Hier finden Sie verschiedene Low-Code-Plattformen im Vergleich.
Citizen Development mit SAP Build
In der Praxis stellt sich die Frage, wie sich das Citizen Development in den einzelnen Fachabteilungen umsetzen lässt. SAP stellt hierfür die No-Code Lösung SAP Build bereit. Damit lassen sich Prozesse automatisieren, SAP-Extensions erstellen und digitale Workspaces einrichten.
Arbeitsweise eines Citizen Developers
Der Citizen Developer ist kein Programmierer im klassischen Sinne. Es ist nicht erforderlich, eine der wichtigen Programmiersprachen zu beherrschen. Stattdessen findet die Erstellung der Apps im Wesentlichen in einer visuellen Entwicklungsumgebung statt. Der Fachbereichsentwickler schreibt keinen Code, sondern fügt Bausteine zusammen. Seine Arbeit basiert auf Drag-and-drop und der Kombination vorgefertigter Elemente. Auch Flowcharts spielen für seine Arbeitsweise eine wichtige Rolle.
Es ist allerdings nicht zwingend erforderlich, dass die Citizen Developer auf Low-Code oder No-Code-Lösungen zurückgreifen. Das ist zwar meistens der Fall. Dennoch können die Entwickler Programmierkenntnisse zum Beispiel aus dem privaten Bereich mitbringen und in ihre Arbeit einfließen lassen. Häufig handelt es sich dabei um ohnehin technisch affine Mitarbeiter.
Vorteile vom Citizen Development
Das Citizen Development setzt auf die beiden Entwicklungsansätze Low-Code und No-Code. Das hat den Vorteil, dass sich auch solche Mitarbeiter als Citizen Developer einsetzen lassen, die nicht über einen entsprechenden Hintergrund in der Informatik bzw. den Datenwissenschaften mitbringen. Gerade in diesem Bereich sind die personellen Ressourcen in den Organisationen häufig stark begrenzt. Sie können daher ihre IT-Teams nicht beliebig erweitern. Dank Low-Code und No-Code müssen sie das in vielen Fällen auch nicht.
Die Umsetzung einer Fachbereichsentwicklung ist damit auch als Antwort auf den Fachkräftemangel in der IT zu verstehen. Der zweite wesentliche Vorteil des Einsatzes von Citizen Developern besteht darin, die digitale Transformation im Unternehmen zu beschleunigen. Prinzipiell sollen die Fachbereichsentwickler dabei helfen, Ideen für neue Anwendungen zügiger umzusetzen. Wenn immer neue Anwendungen vonnöten sind, steht mit dem Citizen Developer in jeder Abteilung ein direkter Ansprechpartner zur Verfügung.
Denn ein wesentliches Problem bei der App-Entwicklung besteht gerade darin, dass es häufig zu lange dauert, bis ein operativer Einsatz möglich ist. Dieses klassische Problem soll sich mithilfe des Citizen Developments umgehen lassen, indem es den Weg von der ersten Idee bzw. dem ersten Entwurf bis hin zu einer produktiv nutzbaren Anwendung verkürzt.
Auch in dieser Hinsicht spielt der Verzicht auf Code eine wichtige Rolle. Denn das Schreiben von Code erfordert auch immer ein aufwendiges Testing. Das kann beim Citizen Development zumindest teilweise entfallen, weil der visuelle Entwicklungsansatz weniger fehleranfällig ist.
Mit den Kosten ist ein weiterer Faktor zu berücksichtigen. Tatsächlich fallen diese beim Ansatz der Fachbereichsentwicklung geringer aus als bei klassischen Modellen wie etwa einer durch professionelle Dienstleiter oder eigens dafür angestellte Programmierer entwickelten Software. Dieses Kostenargument könnte gerade für KMUs eine wichtige Rolle spielen, die häufig mit stärker begrenzten Budgets auskommen müssen.
Abgrenzung des Citizen Developments zur Schatten-IT
Bei der Entwicklung von Software abseits der eigentlich zuständigen IT-Abteilungen handelt es sich um kein neues Phänomen. Tatsächlich haben schon immer Mitarbeiter in den verschiedenen Fachbereichen versucht, eigenständige Software-Lösungen für ihre Probleme zu finden. Geschieht die Entwicklung solcher Apps ohne die Unterstützung oder das Wissen der IT-Abteilung, sprechen wir von einer sogenannten Schatten-IT. Diese bringt einige Probleme mit sich, die der Einsatz des Citizen Developments lösen kann.
Ein grundsätzliches Problem der Schatten-IT besteht darin, dass die IT-Abteilung über die Entwicklungsprozesse keine Kontrolle mehr ausüben kann. Das erschwert es zum Beispiel, bestimmte Qualitäts- oder Sicherheitsstandards einzuhalten. Häufig haben die Verantwortlichen auch keinen Überblick darüber, welche inoffiziellen Zweitsysteme im Unternehmen überhaupt existieren.
Das Citizen Development schafft hier Abhilfe, indem es eine standardisierte Umgebung für die Entwicklung von Anwendungen in den Fachbereichen bereitstellt. Jede neue App ist also von Beginn an Teil der offiziellen IT-Infrastruktur. Damit treten Probleme in Hinblick auf die Zuverlässigkeit, die Dokumentation, die Sicherheit oder eine fehlende Einheitlichkeit seltener auf.
Im Vergleich zur Schatten-IT fördert das Citizen Development weiterhin die Innovation und Unabhängigkeit der Fachabteilungen. Gleichzeitig behält die IT-Abteilung aber die Kontrolle über die Entwicklung und kann diese überwachen. Das Unternehmen kann damit insgesamt stärker von der Eigeninitiative seiner verschiedenen Fachbereiche profitieren.
Citizen Development gewinnt an Momentum
Citizen Development ist längst keine experimentelle Spielerei mehr, sondern wird mittlerweile auch für Kernanwendungen eingesetzt. So nutzten bereits 39 Prozent der Unternehmen Ende 2022 Low-Code, um auch Entwickler außerhalb der IT-Abteilung zu unterstützen. Doch der Zustrom neuer Entwickler birgt auch Risiken: Viele sind sich nicht über die Anwendungssicherheit, sichere Codierung und Datensensibilität im Klaren. Um Sicherheitslücken im Jahr 2023 zu vermeiden, sollten Low-Code-Plattformen und IT-Sicherheitsteams eng zusammenarbeiten und eine spezielle Governance-Richtlinie für Citizen Development implementieren.
Fazit
Im Sinne des Citizen Developments ist heute jedes Unternehmen ein Technologieunternehmen. Wenn die Technologie im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit steht, stellt das Vorhandensein passender Anwendungen einen kritischen Faktor dar. Der Citizen Developer soll mit seiner Tätigkeit sicherstellen, dass sein Unternehmen jederzeit die benötigten Anwendungen entwickeln und in den verschiedenen Abteilungen einsetzen kann.
Dank der Low-Code bzw. No-Code-Anwendungsentwicklung können auch Mitarbeiter ohne jegliche Programmiererfahrung an der Automatisierung von Workflows mitwirken. Das ist ein Vorteil, weil häufig gerade solche Mitarbeiter Fachkenntnisse in Bezug auf Digitialisierungsaufgaben mitbringen, die nicht gleichzeitig eine Ausbildung als IT-Fachkraft besitzen. Ein Beispiel wären die Mitarbeiter im Vertrieb oder im Marketing. Es bietet Unternehmen mehr Möglichkeiten, im Prinzip jedes Teammitglied in die Anwendungsentwicklung einbeziehen zu können.
Für den mehrwertschaffenden Einsatz des Citizen Development-Ansatzes muss jedes Unternehmen seine Ziele genau festlegen. Es gilt zu klären, ob die Reduktion der Kosten oder die Entlastung der IT-Abteilung im Vordergrund steht. Eine Motivation kann auch sein, die IT-Abteilung im Bedarfsfall umgehen zu können. Die Anwender erhalten also die Möglichkeit, ihre spezifischen Anforderungen selbstständig umzusetzen. Denn das Citizen Development entfaltet gerade dort seine Stärken, wo kontextrelevante Softwarelösungen gefragt sind.
Websession: Citizen Development
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FAQ
Was ist ein Citizen Developer?
Ein Citizen Developer ist ein Fachbereichsentwickler, der Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation hilft. Hierfür bekommt er eine Entwicklungsumgebung zur Verfügung gestellt in welcher er die Anwendung für automatische Prozesse des Unternehmens entwickelt.
Welche Vorteile hat Citizen Development?
Citizen Development bezieht sich häufig auf die Entwicklungsansätze Low-Code und No-Code. Hierbei können Mitarbeiter, die nicht über entsprechende Vorkenntnisse in der Informatik verfügen, als sogenannte Citizen Developer fungieren. Einer der Vorteile dieser Herangehensweise ist die Beschleunigung der digitalen Transformation im Unternehmen. Der Weg von dem ersten Entwurf bis hin zu einer nutzbaren Anwendung wird verkürzt, da die Citizen Developer unmittelbar und eigenständig Anwendungen erstellen können. Ein weiterer Vorteil ist, dass der visuelle Entwicklungsansatz weniger fehleranfällig ist. Zudem fallen bei Citizen Development die Kosten geringer aus als bei klassischen Entwicklungsmodellen.