Tobias Feldherr
7. November 2023

Rapid Application Development (RAD)

Sie möchten Ihre intern im Unternehmen verwendeten Tools oder Ihre Kundenportale schneller entwickeln? Dann sollten Sie den Blick auf das Rapid Application Development richten. Häufige Iterationen, ein umfangreiches Feedback sowie ein Höchstmaß an Flexibilität stehen bei diesem Entwicklungsansatz im Vordergrund. 


Was ist Rapid Application Development?

Das Rapid Application Development (RAD) gehört zu den agilen Methoden in der Softwareentwicklung und bedeutet so viel wie “schnelle Anwendungsentwicklung”. Dieser liegt ein sogenanntes prototypisches Vorgehensmodell zugrunde, das den organisatorischen Rahmen für den Ablauf des Projekts vorgibt. Das ähnelt der professionellen Herangehensweise an die Entwicklung im Ingenieursbereich. Die Methode geht unter anderem auf Barry Boehm zurück, der diese in den 1980er Jahren mitkonzipiert hat. Hinter RAD steht die Idee, die Anforderungen an eine Anwendung so schnell wie möglich in einen ausführbaren Code zu übersetzen. Der Auftraggeber soll frühzeitig eingreifen und Rückmeldung gegeben können, damit sich Missverständnisse rechtzeitig ausräumen lassen. Dabei nähert sich das Entwicklerteam durch das Feedback des Auftraggebers schrittweise der fertigen Applikation an

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RAD vs. Agile Software Development vs. Wasserfall

RAD lässt sich als Vorläufer der agilen Softwareentwicklung betrachten. Während bei Agile eine iterative Entwicklung, die enge Abstimmung mit dem Kunden und eine fortlaufende Verbesserung im Vordergrund stehen, liegt der Schwerpunkt beim Rapid Application Development auf der Flexibilität und Geschwindigkeit des Ansatzes. Im Großem und Ganzem sind die Grenzen zwischen diesen Entwicklungsmethoden verschwimmend, da sie sich durch vielen Herangehensweisen gleichen

Gleichzeitig handelt es sich beim Rapid Application Development um eine Weiterentwicklung des Wasserfallmodells und es geht einige Probleme dieses Modells an. Letzteres verfolgt einen linearen Ansatz mit einer strikt zu befolgenden Abfolge von Phasen, während das RAD einen zirkulären, iterativen Ansatz vertritt. In der Praxis kann der Wasserfall-Ansatz so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass das Produkt bei Erscheinen bereits veraltet ist. Die RAD-Methode setzt daher konsequent auf Geschwindigkeit

Wie funktioniert die Methode

Bei der Anwendung des RAD-Ansatzes durchläuft die Entwicklung einen Zyklus, der sich aus insgesamt vier verschiedenen Phasen zusammensetzt

  • Planungsanforderungen festlegen: Es erfolgt eine Festlegung der Anwendungsanforderungen und des Projektumfangs zwischen Entwicklerteam und Auftragsgeber.
  • Benutzerentwurf sammeln: Auf Basis des Benutzerfeedbacks erfolgen die Erstellung von ersten Prototypen und der Aufbau einer grundlegenden Systemarchitektur.
  • Entwicklung durchführen: In dieser Phase schreiben die Entwickler den eigentlichen Code und nehmen Tests und Integrationen vor. Sollten neue Komponenten oder Änderungen erforderlich sein, lässt sich diese Phase auch wiederholen. Hier besteht prinzipiell keine Begrenzung. Durch kontinuierliches Feedback und Testen wird sich dem finalen Ergebnis iterativ angenähert.
  • Umstellung vornehmen: Bei dieser auch als Transition bezeichneten Phase erfolgt die Verschiebung des Projekts von der Entwicklungs- in die Live-Produktionsumgebung. Jetzt können die Tests und Teamtrainings sowie Benutzerschulungen stattfinden.

RAD-Methode und Low-Code

Low-Code-Plattformen minimieren den Bedarf an manueller Programmierung und ermöglichen so eine zügigere Anwendungsentwicklung. Sie stellen eine Vorstufe der No-Code-Plattformen dar. Im Kontext des Rapid Application Development (RAD) bringt Low-Code entscheidende Vorteile mit sich. Erstens entlastet es die Entwicklerteams von routinemäßigen Aufgaben, wodurch sie sich rascher auf zentrale Entwicklungsarbeiten konzentrieren können. Zweitens ermöglicht Low-Code den Fachabteilungen eines Unternehmens, über die reine Feedbackgeberrolle hinaus aktiv am Entwicklungsprozess teilzunehmen. Selbst ohne Programmierkenntnisse können sie einfache Komponenten und Workflow-Logiken gestalten. Durch diese aktive Beteiligung der Fachabteilungen werden die Entwicklungsprozesse nicht nur beschleunigt, sondern auch die Ressourcen effizienter genutzt. So fördert Low-Code im Rahmen von RAD eine agilere, ressourcenschonende und inklusivere Anwendungsentwicklung.

Wenn Sie mehr über die wichtigsten Low-Code-Plattformen und ihre Funktionen für das Rapid Application Development erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Low-Code-Plattform-Vergleich. Diesen finden Sie hier.

Prototyping- und Feedback-Tools

Verschiedene Werkzeuge helfen Ihren Entwicklerteams dabei, das Prototyping mit einer höheren Geschwindigkeit umzusetzen. Zu nennen sind zum Beispiel Tools wie Adobe Experience Design, Sketch oder Webflow. Alle drei Lösungen sind gleichermaßen für Web und Mobile geeignet.

Passende Werkzeuge sind auch für den Bereich Testing und Feedback verfügbar. Ein häufiges Feedback ist bei diesem Ansatz besonders wichtig, damit die Teams flexibel auf die Kundenanforderungen eingehen können. Zu den wichtigen Tools in diesem Bereich gehören zum Beispiel Conjure, InVision oder Userbrain. Damit lassen sich zum Beispiel Benutzertests häufig in kürzester Zeit umsetzen.

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Vorteile von Rapid Application Development

Die folgende Liste gibt Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Vorteile der agilen Methode:

  • Geringe Vorplanung notwendig: Sie können häufig direkt mit der Entwicklungsarbeit beginnen.
  • Schnellere Umsetzung: Da die verschiedenen Phasen der Softwareentwicklung parallel ablaufen, können Sie das Produkt schneller ausliefern.
  • Häufigere Iterationen: Damit geht einher, dass sich die Projektfortschritte besser messen lassen, weil sich kleinere Segmente schneller fertigstellen und überprüfen lassen.
  • Bessere Qualität: Die Arbeit mit Prototypen und das laufende Einholen von Feedback führen zu einer schnelleren Optimierung des Produkts.
  • Einfache Anpassbarkeit: Anpassungen lassen sich nahezu jederzeit während des Prozesses vornehmen. Hier hilft auch Low-Code, um Anpassungen durch die Fachbereiche vornehmen zu lassen.
  • Frühzeitige Systemintegration: Sie können schneller mit der Integration beginnen und erhalten daher auch früher Rückmeldung, welche Inkompatibilitäten und anderen Probleme noch bestehen.

Grenzen der Einsetzbarkeit

Trotz der vielen Vorteile stößt der Rapid Application Development (RAD) Ansatz jedoch in verschiedenen Szenarien an Grenzen. Er ist weniger geeignet für komplexe oder umfangreiche Projekte, da diese oft schwerer in Module zu zerlegen sind. Hohe Ressourcenanforderungen, insbesondere qualifizierte Entwickler und umfangreiche Benutzerfeedback, sind für den Erfolg von RAD-Projekten entscheidend. Die kontinuierliche Kommunikation mit den Nutzern ist unerlässlich, um sinnvolle Iterationen zu ermöglichen. Der Einsatz von automatisierter Codegenerierung und Low-Code-Entwicklung kann zwar die Entwicklung beschleunigen, jedoch sind hierfür spezielle Tools erforderlich, die zusätzliche Kosten verursachen. Zudem kann der modulare Baukastenansatz der Low-Code-Entwicklung bei sehr spezifischen Applikationsanforderungen an seine Grenzen stoßen. Schwierigkeiten können auch bei der Skalierung des Ansatzes und der Qualitätssicherung durch die schnelle Entwicklungsrate entstehen. Daher erfordert der RAD-Ansatz eine sorgfältige Abwägung hinsichtlich Projektanforderungen und verfügbarer Ressourcen.

Wann sollte RAD als Methode gewählt werden?

Insgesamt eignet sich die Methode eher für größere Projekte, mit kürzeren Entwicklungszyklen, für die ein ausreichend großes Budget zur Verfügung steht. Bei langen Entwicklungszyklen und einer sehr klaren Vision bezüglich des Endprodukts ist eventuell die Wasserfallmethode besser geeignet. Die RAD-Methode eignet sich insbesondere dann, wenn Sie interne Geschäftsanwendungen oder ein kundenorientiertes Portal entwickeln möchten.

Fazit

RAD gehört zu den wichtigen agilen Entwicklungsmethoden und hilft Unternehmen, ihre Anwendungen schneller umzusetzen. Die Flexibilität nimmt hier in der Umsetzung einen hohen Stellenwert ein. Dank der Nutzung von Low-Code können sich daran sogar die Mitarbeiter aus den Fachabteilungen beteiligen. Wenn jedoch komplexe Applikationen im Vordergrund stehen und Sie keine Risiken wie Sicherheitslücken oder Bugs eingehen möchten, kommt der Ansatz an seine Grenzen.

FAQ

Was ist RAD?

Rapid Application Development (RAD) ist eine agile Methode in der Softwareentwicklung, die auf schnelle Iterationen und umfangreiches Feedback setzt. Es verwendet ein prototypisches Vorgehensmodell, um Anforderungen rasch in ausführbaren Code zu übersetzen.

Für welche Entwicklungsprojekte eignet sich RAD?

RAD eignet sich besonders für Projekte, die eine hohe Flexibilität und kurze Entwicklungszyklen erfordern. Es ist vor allem sinnvoll bei der Entwicklung von internen Geschäftsanwendungen oder kundenorientierten Portalen, sofern ausreichende Ressourcen und Budget vorhanden sind.

Welche Tools werden im Rahmen von RAD eingesetzt?

Im Kontext von RAD kommen häufig Low-Code-Plattformen zum Einsatz, die den Programmieraufwand minimieren. Tools wie Adobe Experience Design, Sketch und Webflow unterstützen das schnelle Prototyping, während Conjure, InVision und Userbrain für das Sammeln von Feedback nützlich sind.

Tobias Feldherr

Tobias Feldherr

Als Management & Technologieberater im Bereich Mobility verbinde ich tiefgehende fachliche Expertise mit langjährigem Projektleitungs-Know-How. Diese Kombination liefert mir die Grundlage, meine Kunden-Projekte zum Erfolg zu führen. Gerne unterstütze ich Sie bei den Themen mobile Infrastrukturen und App-Entwicklung mit SAPUI5 oder Low-Code.

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