Tobias Feldherr
16. August 2017

Mobile SAP Apps – Offline als Feature oder Fallback?

QM-Checklisten App

Die SAP-Welt ist seit Jahr und Tag in einem Universum der Desktops-PC's gefangen. Offline-Szenarien spielten hier nie wirklich eine Rolle und werden es auch nicht – oder vielleicht doch?

Bereits mit dem Eintritt in das mobile Zeitalter rückt der Desktoparbeitsplatz immer weiter in den Hintergrund. Mobile First ist die Devise und überall lachen mir Applikationen im Fiori-Stil entgegen. »Zuerst wird für das mobile Endgerät entwickelt und dann schauen wir weiter.« So oder so ähnlich könnte der Satz des enthusiastischen Fiori-Beraters geklungen haben. Aber ist das immer der richtige Ansatz?

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Das Problem mit Mobile First

Der »Mobile first«-Ansatz hat definitiv seine Vorteile. In Kombination mit einem ausgereiften User Experience Design können hier Applikationen entstehen, die so leicht zu verwenden sind, dass ihre Verwendung sogar Spaß macht. In der SAP-Welt ist »Mobile first« ein drastischer Paradigmenwechsel, der nicht bei allen auf offene Ohren stößt. Oft sind es die Key-User, die schon sehr lange an einem Prozess arbeiten, denen die neuen SAP Fiori Apps zu schlank sind.

»Das ist mir zu umständlich.« »Damit dauert es ja ewig.« »In der App fehlt die Hälfte.« Das sind Sätze, die nicht selten aus der Fachabteilung kommen und sie haben recht. Fiori Apps sind nicht zwangsläufig für den Einsatz im Power-User-Kontext geeignet – aber sie haben andere Vorteile, die eben diesen Power-Usern oft nicht auf den ersten Blick klar werden. Ein sehr großer Anteil der Fiori Apps wird für mobile Endgerät entwickelt, die auch aus dem Public Internet verwendet werden können. Damit sind die Mitarbeiter zum einen freier in der Wahl ihrer Arbeitsstätte. Zum anderen haben sie aber auch die Möglichkeit, Transferzeiten in Bus und Bahn zu nutzen, um ihre Tasks zu erledigen oder eben Aufgaben auch direkt an einer Maschine oder beim Kunden vor Ort zu erledigen. Das klingt alles ganz toll, hat aber einen Haken …

Auch im 21. Jahrhundert haben wir – zumindest in Deutschland – kein flächendeckendes WLAN bzw. LTE oder sonstige Datenübertragungsmöglichkeiten. Eine Fiori App ohne Datenverbindung ist im Normalfall so nützlich wie ein Windkraftwerk ohne Wind – von der Idee her gut, bringt nur leider nichts. Als ich diese Aussage das erste Mal gehört habe, war mir intuitiv klar: »So ein Unsinn. Bis jetzt hatte ich überall Internet, wenn ich es für meine Fiori Apps brauchte.« Es hat ein bisschen gedauert, bis mir klar wurde, dass ich mich gewaltig getäuscht hatte.

QM-Checklisten App Offline

Eine Zugfahrt, die ist lustig

»Ich fahre lieber mit der Bahn, dann kann ich noch arbeiten«, ist einer dieser Sätze, den ich von vielen Kollegen zu hören bekomme. Klingt ja auch logisch. Also habe ich für die nächste Reise zum Kunden mein Auto stehen lassen und bin in den Zug gestiegen – damit ich noch was schaffen kann. Während der Fahrt hat sich herausgestellt, dass so ein ICE WLAN gar nicht so stabil ist, wie ich zunächst angenommen hatte. Zum Glück habe ich einen Mobilfunkvertrag mit verhältnismäßig großem Datenvolumen, sodass ich auf LTE umsteigen konnte. Das nutzt nur leider nichts, wenn das smarte Telefon keinen Empfang hat. Kein Internet – kein Spaß mit Fiori.

Apps die offline funktionieren

Nach etwas Recherche stellte sich raus, dass Züge nicht die einzigen Umgebungen sind, in denen nicht mit einer stabilen Internetverbindung gerechnet werden kann. Lagerhallen, in denen viel Stahl verbaut ist oder etwa Stahlfässer gelagert werden, schlucken nahezu jedes Signal. Werksgelände, die sich außerhalb der Ballungsgebiete befinden, werden ebenfalls schnell zum Funkloch und wie aufwendig es sein kann, ein großes Gelände flächendeckend mit WLAN zu versorgen, können Sie sich sicherlich vorstellen.

Im Grunde wäre das Problem im ICE einfach zu lösen gewesen. Ich hätte die Daten vor der Reise auf mein Tablet laden, während der Fahrt bearbeiten und sie anschließend wieder in das SAP System synchronisieren können.

Offline als Feature – nicht als Fallback

Wenn ich mit Kunden über Offline-Szenarien für Fiori Apps spreche, sind diese zu 95 % aus der Not heraus geboren. Das primäre Problem ist eine löchrige WLAN-Ausleuchtung des Geländes im Kontext der mobilen Instandhaltung oder der Lagerlogistik. Danach stellt sich mir oft die Frage: »Warum werden Offline-Szenarien nur als Notnagel gesehen?« Eine Erklärung könnte die folgende sein: Wir sind so selbstverständlich online, dass es sich nahezu falsch anfühlt, wieder offline zu sein. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob wir uns im privaten- oder im Businesskontext bewegen. Aus genau diesem Blickwinkel heraus komme ich automatisch zu der Annahme, es sei ein Problem offline zu sein. Dabei gibt es Mittel und Wege Fiori Apps so zu gestalten, dass sie vollständig offline funktionieren. Und damit meine ich nicht nur Apps, die als Nachschlagewerk dienen.

Klare Worte statt permanentem Rauschen

In der Regel sind Apps permanent mit dem Internet verbunden. Sämtliche Daten, die erzeugt werden, können und werden direkt weggeschickt – auch wenn die Connection gerade nicht so richtig stabil ist. Im Grunde agieren die Apps hier oft nach einem »Hauptsache weg«-Prinzip.  In vielen Fällen mag das funktionieren. In anderen führt es zu ständigen Unterbrechungen. Der Ansatz von »offline first«  will dies vermeiden, indem der Datentransfer punktuell angestoßen wird. Im besten Fall sogar bewusst. Der Mitarbeiter kann seine Arbeit erledigen und die Daten werden synchronisiert, wenn er diesen Prozess startet oder das Gerät wieder in der Dockingstation steht. Dass in diesen Fällen immer die beste Internetverbindung vorhanden ist, kann zwar nicht garantiert werden, aber die Chancen sind wesentlich höher. Somit bleibt mehr Zeit für das Wesentliche.

Der Teufel steckt im Detail

Natürlich birgt auch eine solche Stategie ihre Herausforderungen. So kommen hier Themen der Synchronisation auf. Diese lösen sich zwar oft durch die Tatsache, dass geforderte Materialien einfach nicht mehr vorhanden sind, aber dennoch bleibt zu klären, wie Konflikte beim Upload gehandhabt werden sollen. Eine weitere Herausforderung kann der Faktor Mensch sein. Wenn mein Gerät nur dann synchronisiert, wenn ich es manuell anstoße, was passiert dann, wenn ich das vergesse? Auch hier gilt es sich zu überlegen, welche Strategie in diesem Fall die richtige für den aktuellen Use Case ist.

Fiori: Gibt es Alternativen?

Mit SAPUI5 Apps ist es prinzipell möglich, offline zu arbeiten. Dafür ist es jedoch notwendig, entweder die SAP mobile Platform oder die SAP Cloud Platform zu verwenden. Das kann aktuell (Mitte 2017) sehr schnell sehr teuer werden.

Das Speichern der Daten erfordert in irgendeiner Form Zugriff auf den Gerätespeicher, somit ist es notwendig, entweder eine native App oder mindestens eine hybride App zu verwenden. Eine komfortable Lösung wäre z.B. die Verwendung des Neptune User Experience Platform. Diese vereinfacht mit ihrem Drag & Drop-Editor nicht nur die Entwicklung der Apps, sondern bringt auch einen weitreichenden Offline-Support mit.

Welches die passendste Lösung ist und wie diese bei Ihnen implementiert werden kann, hängt von Ihrem Szenario ab. Ein Allheilmittel wird es also auch hier nicht geben, dennoch kann die Entwicklung sinnvoller Offline-Features eine lohnenswerte Investition sein.

Tobias Feldherr

Tobias Feldherr

Als Management & Technologieberater im Bereich Mobility verbinde ich tiefgehende fachliche Expertise mit langjährigem Projektleitungs-Know-How. Diese Kombination liefert mir die Grundlage, meine Kunden-Projekte zum Erfolg zu führen. Gerne unterstütze ich Sie bei den Themen mobile Infrastrukturen und App-Entwicklung mit SAPUI5 oder Low-Code.

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